Pflanzenschutz- und Düngemittelbranche traf sich auf Burg Warberg

Bereits zum neunten Mal fand der Pflanzenschutz-und Düngemittelhandelstag des BVA auf der Burg Warberg statt. Am 5. und 6. November waren rund 60 Teilnehmer nach Warberg gekommen, um sich unter Branchenkollegen auszutauschen und über Trends an den Märkten sowie die aktuelle Situation in der Pflanzenschutz- und Düngemittelgesetzgebung zu informieren.

Einen Ausblick auf den Stickstoff- und Phosphormarkt gab Dr. Ralf Peters, Yara GmbH, Dülmen. Seine Einschätzung aus heutiger Sicht: Die Düngemittelbestände werden unter dem Vorjahr liegen, die Energie zwar billiger, aber auf hohem Niveau bleiben. Der N-Grundstoff Ammoniak dürfte nach einer Preis-Hausse fest bleiben. Und da nicht davon auszugehen ist, dass die Landwirtschaft trotz  niedriger Getreidepreise beim Einsatz von Dünge- und  Pflanzenschutzmitteln einsparen werden, rechnet Yara nicht mit sinkenden, sondern eher stabilen bis festen Düngerpreisen.

Einen Einblick in den aktuellen Stand der DüngeVO-Novellierung gab Steffen Pingen vom Deutschen Bauernverband (DBV). Die Bundesländer erhöhen den Druck auf die Bundesregierung, die es auf Grund von Verhandlungsblockaden zwischen dem BMEL und Bundesumweltministerium nicht schafft, entsprechende Verordnungsentwürfe vorzulegen. Aktuell im Gespräch sind u.a. N-Bilanzüberschüsse von max. 50 kg N/ha, ein (starres) einheitliches Sollwertesystem mit standortspezifischen Obergrenzen und die Verpflichtung der Güllelagermöglichkeit über 9 Monate. Zudem sollen Landwirte dazu verpflichtet werden, auch bestehende Wirtschaftsdüngerlagerstellen auf Leckagen untersuchen zu lassen. Deutlich weitere Sperrfristen für die Düngerausbringung auf Acker- und Grünland sowie die Einbeziehung von allen organischen Düngern inkl. pflanzlichen Gärresten in die vorgesehene 170 kg N/ha-Obergrenze stehen ebenfalls im Raum. Aus Sicht von DBV und BVA sind diese Forderungen völlig überzogen und stehen einer Landwirtbewirtschaftung nach guter fachlicher Praxis und den Regeln des integrierten Pflanzenbaus entgegen. Die Forderungen der EU-Kommission werden den landwirtschaftlichen Strukturwandel letztlich noch beschleunigen und es u.A. kaum noch zulassen, Qualitätsweizen mit Proteinmindestgehalten zu erzeugen.

„Pflanzen ohne Schutz – gibt es bald keine Pflanzenschutzmittel mehr?“ war das Thema von Frau Dr. Fischer vom Industrieverband Agrar (IVA). Mit der neuen Pflanzenschutzgesetzgebung wird sich der Pflanzenschutzmarkt massiv verändern. Viele Wirkstoffe werden vom Markt verschwinden, gleichzeitig entstehen wegen deutlich steigenden bürokratischen Aufwands lange Wartezeiten bis zur Zulassung neuer Wirkstoffe. D.h. innovative Produkte kommen mit deutlicher Verzögerung auf den Markt. In der  Landwirtschaft deutet sich mit dem Einsatz von wenig verfügbaren Wirkstoffe ein massives Resistenzproblem an. Die Zulassungen von Wirkstoffen verteuern sich deutlich, mit der Konsequenz, dass sich die Forschung in der Pflanzenschutzindustrie für die Agrarwirtschaft außerhalb Europas konzentrieren dürfte. Schon heute ist ein massiver Rückgang der Forschungsausgaben in Europa zu erkennen, während er weltweit deutlich wächst.

Über das Pflanzenschutz-Netzwerk der Verbände aus Pflanzenschutzindustrie, Handel und Landwirtschaft sowie über die Partner-EU-Verbände bezieht der BVA aktiv Stellung und fordert eine fachlich fundierte Diskussion. Denn alle Fakten sprechen für eine technologie-basierte Landwirtschaft mit notwendigem Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie der Pflanzenzüchtung.

Welche Auswirkungen die beschriebenen Änderungen in der Pflanzenschutz- und Düngemittelgesetzgebung auf das Agribusiness haben werden, lassen sich nur erahnen. Umso wichtiger ist die Öffentlichkeitsarbeit. In seinem Vortrag „Moderne Landwirtschaft – Was müssen wir in der Kommunikation ändern?“ ging Dr. Anton Kraus darauf ein, wie die Nachfolgeorganisation der Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft (FNL), das demnächst startende „Forum moderne Landwirtschaft (FML),“ diese Herausforderungen annimmt. In der Diskussion auf dem Handelstag wurde schnell deutlich, dass die Agrarwirtschaft inkl. vor- und nachgelagerte Branchen geschlossen in die Öffentlichkeit gehen müssen, und dazu bietet sich das FML an. Um eine schlagkräftige Kommunikationsplattform zu betreiben, muss die Finanzierung neben den Verbänden vor allem durch die Unternehmen aus der Agrarindustrie erfolgen. Der BVA unterstützt diese Initiative ausdrücklich.

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