EU-Studie zeigt Potenzial für neue Züchtungsmethoden

30.04.2021

Die Europäische Kommission veröffentlichte auf Ersuchen des Europäischen Rates eine Studie über neuartige genomische Verfahren. So haben Pflanzen, die durch neue genomische Verfahren (New Genomic Techniques, NGT) wie die sogenannte Genschere gewonnen wurden, das Potenzial, im Einklang mit den Zielen des Green Deals und der Farm to Fork-Strategie zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem beizutragen.

Gleichzeitig ergab die Studie auch, dass das derzeit geltende GVO-Recht aus dem Jahr 2001 für diese innovative Technologie nicht mehr zweckmäßig ist und an den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt angepasst werden muss. Die Kommission wird nun einen breit angelegten und offenen Konsultationsprozess einleiten, um die Gestaltung eines neuen Rechtsrahmens für diese biotechnologischen Verfahren zu erörtern.

In den nächsten Schritten wird die Studie auf der Tagung des Rates (Landwirtschaft und Fischerei) im Mai mit den EU-Ministern erörtert werden. Es wird eine Folgenabschätzung, einschließlich einer öffentlichen Konsultation, durchgeführt, um politische Optionen für die Regulierung von mithilfe bestimmter NGT-Verfahren erzeugten Pflanzen zu prüfen. Alle Informationen zu der Studie finden Sie auf der Seite der Europäischen Kommission.

Die Verbände der deutschen Agrar-, Gartenbau- und Ernährungsbranche, zu denen auch der BVA gehört, begrüßen in einer Pressemeldung die Veröffentlichung der Europäischen Kommission zu Neuen Züchtungsmethoden. Die breit angelegte Befragung von Mitgliedstaaten, Stakeholdern und Wissenschaft zur Bedeutung von Innovationen in der Pflanzenzüchtung und wie diese künftig reguliert werden sollten, ist ein wichtiger Schritt. Ziel ist es, die Diskussion zur Zukunft der Landwirtschaft gesamtgesellschaftlich zu gestalten.

„Veränderte klimatische Bedingungen, neue Schädlingsresistenzen und eine kontroverse politische Diskussion über den Einsatz von Betriebsmitteln stellen die Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Neue Züchtungstechniken wie etwa Genome Editing / CRISPR/Cas9 können einen Beitrag für eine gezielte und präzise züchterische Bearbeitung von Kulturpflanzen leisten. Wir dürfen diese Chance in Deutschland und Europa nicht verspielen und brauchen mehr Wissenschaftsorientierung in der politischen Debatte“, so Dr. Henning Ehlers, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbandes e. V. (DRV).

Dr. Carl-Stephan Schäfer, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter e. V. (BDP) betont: „Pflanzenzüchter stellen Sorten bereit, die die Grundlage für eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sind. Neue Methoden der Pflanzenzüchtung ergänzen die bisherigen Verfahren und können den Züchtungsprozess entscheidend verbessern. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom Juli 2018 ist folgenschwer, da es sinnvolle Anwendungen unwahrscheinlich macht. Eine differenzierte Bewertung der Methoden ist der Schlüssel für einen verantwortungsvollen Einsatz zum Nutzen von Landwirtschaft und Gesellschaft.“

Eine verlässliche Versorgung der Menschen mit sicheren, hochwertigen Nahrungsmitteln unter Berücksichtigung ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeitsziele ist nach Einschätzung der Verbände eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Dies hat die COVID-19-Pandemie aktuell vor Augen geführt. Innovationen wie Genome Editing können die Erwartungen der Verbraucher an eine nachhaltigere Landbewirtschaftung und Lebensmittelproduktion sowie Versorgungssicherheit besser erfüllen.

Das EuGH-Urteil hat zu praktischen Problemen für die nationalen Behörden und Wirtschaft geführt, weil eine rechtssichere Identifizierung der Veränderung nicht möglich ist und der Handel mit Massenschüttgütern eine Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung ausschließt. „Es muss verhindert werden, dass sich der europäische Wirtschaftsraum von den internationalen Handelsströmen abschottet und die Lebens- und Futtermittelversorgung in Deutschland gefährdet wird“, betont Dr. Momme Matthiesen, Geschäftsführer von OVID Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e. V. für die Verbändeallianz Grain Club. „Wir unterstützen ausdrücklich das Ziel der Kommission, das geltende Gentechnikrecht an den Stand der Wissenschaft anzupassen und fordern die deutsche Bundesregierung auf, sich dafür einzusetzen“, so Dr. Matthiesen abschließend.